Konzerthaus Dortmund

Ein Klang wie besonders feiner Rotwein

Jean Sibelius’ Violinkonzert ist sehr beliebt, verlangt aber einen virtuosen Solisten wie Augustin Hadelich, der das Glanzstück mit dem Bergen Philharmonic Orchestra im Konzerthaus Dortmund präsentiert.

Es ist nicht nur eines der wohl schönsten und meistgespielten Stücke, die die Violinliteratur zu bieten hat, das Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 von Jean Sibelius fordert seinen Solisten oder seine Solistin auch technisch zu Höchstleistungen heraus. Wie besessen habe der Komponist 1904 an seinem einzigen Violinkonzert gearbeitet und damit offenbar auch kompensiert, dass aus seinen eigenen Träumen von einer Karriere als Geigenvirtuose nichts geworden war. So schilderte seine Ehefrau Aino: »Die Nächte hindurch wacht er, spielt wunderbar schön, kann sich nicht von den verzaubernden Tönen losreißen – er hat so viele Ideen, dass es kaum zu glauben ist. Und alle Motive so entwicklungsfähig, so voll von Leben.« 

Es wundert also nicht, dass dieses Werk mit seiner Dramatik und Komplexität zu einer Art Feuerprobe wurde. Nahezu jeder Geiger und jede Geigerin von Rang hat es schon einmal aufgeführt. Wie geschaffen scheint das Violinkonzert auch für Augustin Hadelich. Der 38-Jährige hatte lange den Ruf eines Wunderkindes und veröffentlichte schon im Alter von 13 Jahren erste CDs. Aufgewachsen in der Toskana als Kind deutscher Eltern, die dort einen Hof mit Weingut bewirtschafteten, kam er schon früh mit Musik in Berührung. Sehr reduziert sei das Leben in Italien für ihn gewesen. Einen Fernseher oder gar Videospiele gab es nicht, stattdessen sehr viel Ruhe und Stille, die zum Lesen oder Musizieren genutzt wurden. Das trug schnell Früchte. »Meine früheste Erinnerung an das Geigenspiel ist, wie ich als Fünfjähriger unter einem Olivenbaum übte, während meine Eltern ernteten.« 

  • Oddleiv Apneseth
    © Oddleiv Apneseth
  • Paul Sigve Amundsen
    © Paul Sigve Amundsen
  • Oddleiv Apneseth
    © Oddleiv Apneseth

Der idyllischen Kindheit folgte schnell eine steile internationale Karriere: Mit 20 wanderte er in die USA aus, studierte an der Juillard School, gewann zahlreiche Preise, darunter auch einen »Grammy Award«. Inzwischen gilt Hadelich als einer der größten Geigenvirtuosen der Gegenwart, er sei »der Mann mit dem vielleicht schönsten Geigenton« schrieb das Magazin Fono Forum. 

Bewundert wird Hadelich aber nicht nur für sein brillantes Spiel, sondern auch dafür, dass es ihm gelingt, sich vollständig auf die Musik zu fokussieren. Das Reduzierte, das seine Kindheit prägte, zeichnet ihn auch heute noch aus. Er nimmt sich zurück und auch dies ist eine Eigenschaft, die dem Solisten beim Sibelius-Violinkonzert gut zu Gesicht steht. Denn der Komponist war durch und durch Sinfoniker und gab dem Orchester gleichermaßen viel Raum.

Und so wird auch das Bergen Philharmonic Orchestra unter Chefdirigent Edward Gardner am 18. Februar mit diesem Werk glänzen können. Dieses mit nordischen Komponisten sehr erfahrene Orchester ist für seinen einzigartigen Klang berühmt. »Wie in Ruhe gereifter, extrafeiner Rotwein«, schwärmt Gardner. Wir dürfen diesen Abend mit Spannung erwarten. 

    • Sa 18.02.2023
    • 20.00 Uhr

    Orchesterkonzert

    Augustin Hadelich – Sibelius Violinkonzert

    Ravel »La valse« und Strawinsky »Petruschka« mit dem Bergen Philharmonic Orchestra