Konzerthaus Dortmund

Aus gutem Hause

Über Isata Kanneh-Mason zu schreiben, heißt, über ihre Familie zu schreiben – nicht nur, weil auch ihr Bruder Sheku als Cellist Anlass zu größten Hoffnungen gibt. Die ganze Familie ist im besten Sinne des Wortes musikalisch – und das Musizieren auch Isata Kanneh-Mason in die Wiege gelegt. Sie hat sechs Geschwister, alle spielen mindestens ein Instrument. Da war das gemeinsame Musizieren vorprogrammiert. »Es war immer Teil unseres Lebens, dass wir gemeinsam gespielt haben«, erzählt sie. Und ihr Bruder Sheku ergänzt: »Isata ist die Pianistin, mit der ich bei weitem am meisten gespielt habe.«
Wie schön das sein kann, erlebt man auf dem wunderbaren gemeinsamen Album »Muse« mit Musik von Samuel Barber und Sergej Rachmaninow. Und man hatte dazu Gelegenheit im Konzerthaus Dortmund, wo die beiden im Mai 2022 zusammen aufgetreten sind. Auch Sheku Kanneh-Mason ist »Junger Wilder« des Konzerthaus Dortmund. Auf beide passt die Bezeichnung der Reihe, die junge Top-Talente fordert und fördert, perfekt. Denn beide sind experimentierfreudig, vielseitig, temperamentvoll und großartige Botschafter für Musik unterschiedlichster Stile und Herkünfte. Aufgrund ihres großen Repertoires, zu dem zeitgenössische, populäre Musik in ungewöhnlichen Arrangements gehört, begeistern die beiden auch junge Menschen für klassische Musik. Apropos Botschaft: Zum 200. Geburtstag von Clara Schumann widmete Isata Kanneh-Mason ihr mit »Romance« ein ganzes Album, um sie als Komponistin bekannter zu machen: »Ich habe mich immer schon für Clara Schumann und die Tatsache interessiert, dass ihre Musik selten gespielt wurde«, sagt sie. »Es ist faszinierend, dass Clara vor 200 Jahren eine lange Pianistenlaufbahn ausüben konnte, eine große Familie versorgte und auch die Erkrankung ihres Mannes bewältigte.«

  • Robin Clewley
    © Robin Clewley
  • Robin Clewley
    © Robin Clewley
  • Robin Clewley
    © Robin Clewley

Clara Schumanns Musik erinnere sie an Chopin und einen Komponisten, der bei ihrem zweiten Konzert als »Junge Wilde« auf dem Programm steht: Felix Mendelssohn Bartholdy. Bei dessen zweitem Klaviertrio, Eleanor Albergas »Clouds« (Wolken) und Ernst von Dohnányis erstem Klavierquintett teilt Kanneh-Mason ihre große Liebe zur Kammermusik mit dem Maxwell String Quartet, einem in Schottland heimischen Ensemble, das ebenfalls für seine Vielseitigkeit bekannt ist. Mendelssohns 1845 in Frankfurt komponiertes Klaviertrio Nr. 2 ist ein ausladendes, für seine Verhältnisse eher düsteres, fast spätromantisches Werk, das hohe Anforderungen vor allem an den Klavierpart stellt. Dann geht es wieder ums Entdecken: Eleanor Alberga ist eine 1949 in Jamaika geborene britische Komponistin, »Clouds« für Klavierquintett entstand 1984. Das Stück dürfte für die meisten ebenso neu sein wie Dohnányis Klavierquintett, das nicht oft zu hören ist, obwohl es eines der schönsten Werke für diese Besetzung ist. Das Jugendwerk des Ungarn wurde 1895 in Wien uraufgeführt – nicht zufällig auf Betreiben von Johannes Brahms, dessen Musik Dohnányi bewunderte.

    • Di 31.01.2023
    • 19.00 Uhr

    Kammermusik

    Junge Wilde ‒ Isata Kanneh-Mason