Ganz emotional
Wenn eine Künstlerin oder ein Künstler einen großen Namen trägt, dann ist eines sicher: Die Erwartungen an sie oder ihn sind besonders hoch. Julian Prégardien, Sohn des bekannten Tenors Christoph Prégardien, mit dem er Stimmlage und Timbre teilt, hat diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Der 1984 in Frankfurt am Main geborene Tenor mit den »betörend zarten Tönen«, wie »Die Zeit« 2016 titelte, gehört zu den herausragenden Vertretern der jungen Sänger-Generation.
Die Kunst und das Können wurden ihm aber nicht nur in die Wiege gelegt. Früh sang er im Knabenchor der Limburger Domsingknaben, studierte danach in Freiburg. Er sang in Vokalensembles wie dem Collegium Vocale Gent und dem Stuttgarter Kammerchor und ging dann an die Oper, zunächst in München, ab 2009 dann als lyrischer Tenor und festes Ensemblemitglied in Frankfurt am Main. Doch schnell zeigte sich: Der junge Mann kann noch mehr. Er sang in Bachs Matthäus-Passion mit dem Orchestre Symphonique de Montréal unter der Leitung von Kent Nagano oder auf Tournee mit dem RIAS Kammerchor und der Akademie für Alte Musik unter René Jacobs. Sein künstlerisches Schaffen ist ebenso breit wie fordernd – er ist Stammgast in den großen Opernhäusern und Konzertsälen, arbeitet mit vielen großen Dirigenten, nimmt fleißig Musik auf und ist nebenbei Professor für Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München.
Und dann ist da ja noch die Sache mit dem Kunstlied – eine Leidenschaft, die er mit dem Vater teilt. Zwischen 2015 und 2017 führte er sämtliche Lieder von Franz Schubert auf und gilt heute als einer der besten Interpreten des anspruchsvollen Liedguts nicht nur der deutschen Romantik. Das liegt nicht nur an seiner sängerischen Qualität, sondern auch an der intensiven Auseinandersetzung mit den Werken. Das Dortmunder Publikum darf sich auf einige der schönsten Lieder und Balladen Schuberts wie ›Die Bürgschaft‹ und ›Einsamkeit‹ freuen, bei denen ihn Pianist Martin Helmchen begleitet.
Man sagt Prégardien nach, dass sein Vortrag besonders emotional ist. Er selbst hat beschrieben, wie der Spagat zwischen sängerischer Akkuratesse und maximalem Ausdruck gelingt: Niemals, so der Tenor, könne er beim Singen seinen Emotionen freien Lauf lassen wie Künstlerinnen und Künstler bei anderen Instrumenten als der Stimme, denn dann könnte er nicht weitersingen: »Ich bin dazu verdammt, Distanz zu wahren. Genau was da im Hirn stattfindet, finde ich höchst faszinierend, weil bei aller Hingabe trotzdem noch so ein bisschen Kontrolle übrig bleibt«, hat er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk gesagt. Jede Emotion sei beim Singen körperlich spürbar – und bei ihm ist das auch umgekehrt der Fall. Das Singen, so sagt er, sei nicht nur das Funktionieren der Stimme: Der gesamte Körper arbeitet mit. Deshalb ist der Vortrag immer auch eine Momentaufnahme: »Weil ich gerne auch als Mensch auf der Bühne stehen möchte und nicht nur als Instrument.« Vielleicht kommt er deshalb Schubert so nah.
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- Mitwirkende
- Mitwirkende
- Julian Prégardien Tenor
- Michael Gees Klavier
- Programm
- Programm
- Franz Schubert ›Die Erwartung‹ D 159
- Michael Gees Improvisation
- Franz Schubert ›Die Bürgschaft‹ D 246
- – Pause –
- Franz Schubert ›Einsamkeit‹ D 620
- Michael Gees Improvisation
- Ludwig van Beethoven »An die ferne Geliebte« Liederkreis von Alois Jeitteles für Singstimme und Klavier op. 98
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