Gleich mehrmals ist Julian Prégardien in der aktuellen Saison zu Gast im Konzerthaus: Im November erweicht er als Orpheus mit seinem Gesang das Herz der Götter, im Mai macht er Dortmund zur »Liedstadt«.
Salzburg, sommerlicher Sehnsuchtsort für Klassik-Begeisterte aus aller Welt. Bei den von Richard Strauss mitgegründeten Festspielen trifft sich alljährlich die Crème de la Crème der internationalen Szene, geben sich die Klassik-Stars die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Und mittendrin im diesjährigen Festspieltreiben: Tenor Julian Prégardien, 1984 in Frankfurt geboren als Sohn des ebenfalls berühmten Tenors Christoph Prégardien, der sich mittlerweile weitestgehend von der Konzertbühne zurückgezogen hat. Als Evangelist, eine seiner absoluten Parade-Partien, war Julian Prégardien in Salzburg mit Bachs »Matthäus-Passion« zu erleben, inmitten eines illustren Sängerensembles unter der Leitung des wegen seiner indifferenten Haltung zu Russlands Angriffskrieg nicht unumstrittenen Teodor Currentzis. Außerdem war er ein selbstbewusster Don Ottavio in Mozarts »Don Giovanni«, erneut mit Currentzis am Pult und in der Regie von Romeo Castellucci. Und dann gab er noch einen Liederabend mit Schuberts »Schöner Müllerin«, gemeinsam mit seinem kongenialen Klavierpartner Sir András Schiff am Hammerflügel.
Die Salzburger Programm-Trias steckt dabei ganz gut das Repertoire-Feld ab, in dem sich der so textverständliche Te-nor mit der klaren Stimme bevorzugt bewegt. Im Zentrum dabei die großen Oratorienpartien und, darin seinem Vater nicht unähnlich, das Kunstlied, das ihm eine erklärte künstlerische Heimat ist. Dazu ein bisschen Oper, aber nicht zu viel und nicht in jedem Repertoire. Mozart, na klar, den singt er regelmäßig. Auch Ausflüge ins Barockrepertoire hat er mehrfach unternommen, Händel-Arien zum Beispiel mit La Cetra Basel unter Andrea Marcon. Vor einiger Zeit war er an der Oper Frankfurt, wo er zum festen Ensemble gehörte, in einer Produktion von Charpentiers »Medée« zu hören – und machte dabei die Bekanntschaft von Stéphane Fuget und dessen Ensemble Les Épopées. Es habe »direkt gefunkt«, erinnert sich der Tenor an die Zusammenarbeit, »Stéphane ist ein wissender und fühlender Musiker und dazu wahnsinnig emphatisch. Eine tolle Kombination mit Vorbildcharakter!« Als der Alte-Musik-Spezialist den Sänger-Cast für seine Neueinspielung von Monteverdis »L’Orfeo« zusammenstellt, vertraute er die Titelpartie dem expressiven Tenor von Julian Prégardien an, die Aufnahme ist im Juni erschienen.
1607 führte Monteverdi seine »Favola in musica« am Hof im italienischen Mantua auf – und löste damit eine Revolution in der Musikgeschichte aus. So neu, so meisterhaft, so berührend war diese musikalische Fabel komponiert, dass sie bis heute als eine Art Geburt der Gattung Oper gilt. Die Geschichte ist leidlich bekannt: Orpheus betrauert den Tod seiner Geliebten Eurydike und erweicht mit seinem Gesang sogar das Herz der Götter. Stellt sich die Frage, wie überirdisch schön man diese Partie singen muss, um damit selbst die Herrscher im Olymp milde zu stimmen. »Das ist wirklich eine spannende Frage, über die man fast ein Buch schreiben müsste«, meint Julian Prégardien. Für ihn hat Schönheit aber immer auch mit »emotionaler Aufrichtigkeit und Dringlichkeit« zu tun. »Wieviel Platz darf mein Herz einnehmen neben meinem Verstand? Monteverdis Musik bietet glücklicherweise sehr viel Raum für Gestaltung und emotionale Vielschichtigkeit.« Auf YouTube kann man sich davon einen Eindruck verschaffen, denn dort findet sich Orfeos zentrale Szene ›Possente spirto‹ in der schmerzlich-schönen Interpretation von Julian Prégardien. Mit Monteverdis Titelheld betritt der fühlende Mensch die Opernbühne, hier von der sensiblen Tenorstimme zu facettenreichem Leben erweckt.
Noch mehr von Julian Prégardien gibt es etwas später in der Saison. Denn im Mai kehrt der Ausnahmetenor ans Konzerthaus zurück und macht Dortmund dabei zur »Liedstadt«. So lautet der Titel eines wandernden Festivals, mit dem der Sänger neue Perspektiven für das Kunstlied erkunden möchte und das im Oktober in Hamburg seine Premiere feiert. »Zusammen mit dem Konzerthaus Dortmund werden wir Schubert-Lieder zu den Menschen in die Stadt bringen. Denn ich wünsche mir, dass mehr Menschen Schubert kennenlernen, und nicht nur die, die ihren Weg in ein Konzerthaus finden. In Liedern finden wir menschliche Gefühle und Beobachtungen sehr dicht und sensibel eingefangen«, und die möchte der Sänger bei seiner Konzerttour durch die Stadt mit seinem Publikum teilen.
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- Mitwirkende
- Mitwirkende
- Julian Prégardien Orfeo
- Gwendoline Blondeel Euridice, La Musica
- Luigi De Donato Plutone, Pastore, Caronte
- Cyril Auvity Apollo, Pastore, Spirito
- Johanna Beier Proserpina, Ninfa
- Isabelle Druet Messagiera, La Speranza
- Vlad Crosman Eco, Pastore, Spirito
- Paul Figuier Pastore
- Samuel Guibal Spirito
- Les Épopées
- Stéphane Fuget Cembalo, Leitung
- Programm
- Programm
- Claudio Monteverdi »L’Orfeo« Oper in einem Prolog und fünf Akten (konzertante Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln)
- – Pause –
- Mitwirkende
- Mitwirkende
- Julian Prégardien Künstlerischer Co-Leiter Liedstadt
- Kian Jazdi Künstlerischer Co-Leiter Liedstadt
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