Ein neuer Vogel am Jazzhimmel

Mit starker, unverkennbarer Stimme wirft Lady Blackbird ein neues Licht auf den Jazzgesang.

Marley Munroe, Sängerin aus Los Angeles, hatte nicht vor, der Soundtrack zu einer Revolution zu werden. Aber 2020 passierte genau das, nachdem sie als Lady Blackbird am 27. Mai 2020 ihre Debüt-Single »Blackbird« veröffentlicht hat. 1963 kam das Original von Nina Simone heraus, auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtskämpfe. Und fast sechs Jahrzehnte später bekam der Song in der Version von Lady Blackbird durch den Tod von George Floyd eine schreckliche, aber aufrüttelnde Kraft.

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»Jazz«, sagt sie, »hat den Protest in seiner DNA. Ich bin im Grunde als Sängerin hier, nicht als Anführerin in irgendeiner Form. Aber mit dieser Plattform, wenn die Leute dir und deiner Musik zuhören, hast du eine Verantwortung, die Gelegenheit zu nutzen und deine Ansichten zu teilen.« 

Aufgenommen wurde »Blackbird« natürlich schon einige Monate zuvor. »Aber auf unglückliche und widerwärtige Weise klang es so fucking real in dieser Zeit«, fährt sie mit dieser inbrünstigen Heftigkeit fort, die Lady Blackbird auf der Bühne so unvergesslich macht. »Es war immer eins meiner Lieblingsstücke. Ich habe es stundenlang gehört, nur um es zu fühlen, ihm auf den Grund zu gehen.« Oft stellte sie sich vor, mit dem Song auf der Bühne zu stehen und dachte: »Diesen Song muss ich machen.« Lady Blackbird ist nicht die Nina Simone der Black-Lives-Matter-Ära (sie selbst würde sich so ganz sicher nicht nennen). Aber sie ist das Talent, die Naturgewalt und der wandelnde Charakter dieser Zeit. Man kann sie als beste neue Stimme 2021 bezeichnen, eine Künstlerin, deren Einstellung und Ausstrahlung man auch mit dem Titel ihres Debütalbums zusammenfassen kann: »Black Acid Soul«. Die Sängerin, stolzes Mitglied der LGBTQ*-Community, bleibt sie selbst, auch auf der Bühne. »Ich liebe meine überkandidelten Kostüme, aber auch diesen künstlerischen Scheiß – inzwischen bin ich überzeugt, Jazz machen und meine Attitude behalten zu können.«