Tiefsinnig, poetisch, charmant

Der Pianist Martin Helmchen macht Musik ohne Kunststückchen, doppelten Boden und Attitüden, dafür mit Originalität und Intensität.

Martin Helmchen geht den Dingen auf den Grund: Warum mache ich Musik? Warum nutze ich dieses bestimmte musikalische Mittel hier und nicht dort? Ist diese Bewegung nötig für das, was das Stück gerade erfordert? Oder eine Angewohnheit, gar eine Pose? Klassik als Business, das interessiert den Pianisten nämlich nicht. Erst recht nicht, seit er mit Abstand auf den internationalen Konzertbetrieb blickt: Mit Frau und vier Töchtern ist Helmchen aufs Land gezogen und konzentriert sich ganz auf seine Musik und seine Familie.

Als Solist spielt er weltweit mit den großen Orchestern und Dirigenten, aber einen besonderen Stellenwert hat für ihn die Kammermusik – eine Leidenschaft, für die der große Cellist Boris Pergamenschikow die wesentlichen Impulse gab. Zu seinen engen Kammermusikpartnern gehören seine Ehefrau Marie-Elisabeth Hecker, Frank Peter Zimmermann, Julian Prégardien, Antje Weithaas und Carolin Widmann. Auch für den Vorsatz, sein Leben lang nicht nur selbst zu konzertieren und zu unterrichten, sondern auch unterrichtet zu werden, hat er sich Pergamenschikow zum Vorbild genommen. Heinrich Schiff war ein weiterer prägender Kammermusiklehrer, ebenfalls Cellist, wie auch Martin Helmchens Ehefrau. Zufall? »Es hat sich einfach so gefügt«, erklärt er, wobei eine gewisse Affinität zu diesem Instrument tatsächlich vorhanden ist. Cellisten können auf einem Ton eine ganze Welt eröffnen – das geht auf dem Klavier so nicht, aber das Atmen, das Gesangliche kann man als Pianist in sein Spiel aufnehmen.

Mit Marie-Elisabeth Hecker hat Martin Helmchen zuletzt ein Doppelkonzert für Violoncello und Klavier bei York Höller in Auftrag gegeben, das sie im Juni beim Klavierfestival Ruhr uraufgeführt haben. »Sie war übrigens schon meine Lieblingsmusikerin, bevor es mit uns privat wurde«, sagt der 40-Jährige über seine Frau. Die Begeisterung für die Cellistin teilt er mit dem Konzerthaus Dortmund, das Hecker schon 2009 für drei Jahre als »Junge Wilde« in seine gleichnamige Konzertreihe einlud. Auch Martin Helmchen war damals als Kammermusikpartner an einem Abend dabei. 

Helmchens nächstes Projekt im Konzerthaus sind Bachs Partiten, die er auch auf CD veröffentlichen wird. Dafür stellt er alles, was er jemals gemacht hat, komplett auf den Kopf: »Ich lerne es wie jemand, der das erste Mal das Buch aufmacht. Ich habe aufgehört, mit Pedal zu spielen, was auch technisch viele Anpassungen nötig macht, tausche mich viel mit Cembalisten aus, habe mir die gleiche Musik in verschiedenen Besetzungen angehört, wenn es sie gibt, schaue, wo die Unterschiede sind. Das ist ein Fass ohne Boden.« Alle Partiten hintereinander zu spielen ist eine immense Anstrengung, ermöglicht aber ein vielfältiges, unvergessliches Konzerterlebnis: mal beschwingt, mal meditativ und immer voller Intensität.

    • So 25.09.2022
    • 18.00 Uhr

    Klavierabend

    Martin Helmchen ‒ Bach-Partiten