Konzerthaus Dortmund

Brücken schlagen

Martin Stadtfeld ist vom Jungstar zu einem heute allseits geschätzten 42-jährigen »Grandseigneur« unter den Pianisten geworden. Als er 2005 zum ersten Mal im Konzerthaus in einem Klavierabend auftrat, standen Bachs »Goldberg-Variationen« auf dem Programm. Mit der Aufnahme dieses Werks hatte der junge Künstler und Leipziger »Bach-Preis«-Gewinner einen Sensationserfolg erzielt und sich als Interpret der anspruchsvollen Variationen in eine Reihe mit niemand geringeren als Glenn Gould oder Murray Perahia gestellt. Im Konzerthaus zählte Stadtfeld wenig später zur legendären allerersten Generation der »Jungen Wilden«. Es folgten zahlreiche weitere Konzerte – und CD-Aufnahmen. Letztere nahm Stadtfeld mit Vorliebe in der brillanten Akustik des Konzerthaus-Saals auf.

  • Ingrid Hertfelder
    © Ingrid Hertfelder
  • Yvonne Zemke
    © Yvonne Zemke
  • Henning Ross / Sony Classical
    © Henning Ross / Sony Classical

Die Liebe zu dem großen Thomaskantor ist geblieben: Geradezu wie sein Markenzeichen hat der Bach-Spezialist Stadtfeld die dritte Englische Suite BWV 808 an den Beginn seines Dortmunder Klavierabends im November platziert. Auch wenn sie »als wunderbarste abstrakte Kunstmusik zu sehen ist«, wie Stadtfeld betont, habe doch auch Johann Sebastian Bach »durchaus ein Faible für die schlichte berührende Melodie« gehabt. In Beethovens berühmter »Waldstein«-Sonate op. 53 (dem Freund und Förderer Graf Waldstein gewidmet) sieht er die liedhaften Elemente ganz ausgeprägt, die Melodien seines Werks scheine der Komponist Volksliedern abgelauscht zu haben, »der Welt der Naturtönigkeit, der einfachen – gleichwohl berührenden – Harmonien, der simplen Tonfolgen, die im Ohr bleiben. Auch wenn man die Sonate nicht kennen würde und erstmals hörte, erschienen einem diese Themen vertraut, fast wie Wiegenlieder, die einem die Mutter ins Ohr sang«.

Zwischen Bach und Beethoven, sozusagen als Brücke und als Einstimmung, spielt Stadtfeld altbekannte Volkslieder, von »Kein schöner Land« bis zu »Es waren zwei Königskinder«, von »Geh aus mein Herz« bis »In einem kühlen Grunde«. Dabei lässt er das Klavier singen, umrankt die Melodien mit eigenen Harmoniefolgen, spielt mit dem Material. Und auch diese Disziplin war immer schon das Kennzeichen großer Pianisten: das Arrangieren, Bearbeiten und Komponieren für ihr Instrument. Martin Stadtfelds Anliegen ist es beziehungsreiche Konzertprogramme zusammenzustellen. Er will sein Publikum fesseln und neue Zuhörerinnen und Zuhörer für klassische Musik interessieren. Bestandteil dieser besonderen Programme sind inzwischen auch die selbstgeschaffenen Arrangements und Kompositionen. Jüngst hat Stadtfeld ein »Piano Songbook« veröffentlicht, sein erstes Album mit eigenen Bearbeitungen bekannter Klassik-Melodien von Bach, Vivaldi, Schumann und Dvořák sowie zehn kurzen »Piano Songs«.

    • Do 10.11.2022
    • 20.00 Uhr

    Klavierabend

    Klavierabend Martin Stadtfeld