Konzerthaus Dortmund

Durchsichtig

Für Dirigent Philippe Herreweghe ist es eine Herzensangelegenheit, Werke im Originalklang auf die Bühne zu bringen. In Dortmund taucht er mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und der zu Lebzeiten als »weiblicher Beethoven« gefeierten Emilie Mayer in die romantische Sinfonik.

Er gilt als Hohepriester der Alten Musik. Doch Philippe Herreweghe lässt sich schon längst nicht mehr nur auf dieses Repertoire beschränken. Auch klassische oder romantische Werke füllen den Konzertkalender des Dirigenten. Ob nun aber Bach, Beethoven oder Bruckner, eines haben sie dann alle gemeinsam: Unter den Händen des 77-Jährigen erlebt man sie immer im Originalklang, auf den Instrumenten der jeweiligen Zeit. Neben dieser Verpflichtung zum authentischen Klangbild bestechen seine Dirigate durch eine unvergleichliche Transparenz – für Herreweghe essentiell: »Was mir am wichtigsten ist, ist Klarheit. Ich möchte die Musik gewissermaßen durchsichtig machen.« Verschiedene Klangfarben, die Bedeutung einzelner Orchestergruppen und die Balance zwischen den Instrumenten treten so viel deutlicher hervor.

  • Philippe Herreweghe © Michiel Hendryckx
    Philippe Herreweghe © Michiel Hendryckx
  • Bertrand Chamayou © Marco Borggreve
    Bertrand Chamayou © Marco Borggreve

Neue Perspektiven auf bekanntes Repertoire zu eröffnen reizt den gebürtigen Belgier dabei genauso wie das Bekanntmachen mit selten gespielten Werken. Bei seinem Dortmunder Konzert mit dem Kammerorchester Basel bringt er beides zusammen. Zunächst stehen Mendelssohns Erste Sinfonie, die der Komponist mit gerade einmal 15 Jahren schrieb, und sein Erstes Klavierkonzert mit Bertrand Chamayou als Solist auf dem Programm. Nach der Pause geht es in der Romantik weiter, mit einer Komponistin, die zu Unrecht in Vergessenheit geriet: Emilie Mayer war im 19. Jahrhundert die erste hauptberufliche Komponistin und wurde als »weiblicher Beethoven« in ganz Europa für ihre zahlreichen Werke, darunter acht Sinfonien, gefeiert. Die Hingabe fürs Komponieren war es jedoch auch, die der Popularität ihrer Werke nach ihrem Tod zum Verhängnis wurde. Zeitlebens unverheiratet, ohne Kinder oder Enkel, gab es niemanden, der sich um die Wahrung ihres Œuvre für die Nachwelt gekümmert hat. Erst allmählich erhält Emilie Mayers Musik wieder Aufmerksamkeit, ihre größtenteils nie gedruckten Kompositionen werden mühsam aufbereitet. Ein lohnender Aufwand, von dem man sich im Konzerthaus Dortmund Ende Oktober selbst überzeugen kann.

    • So 27.10.2024
    • 16.00 Uhr

    Orchesterkonzert

    Philippe Herreweghe & Kammerorchester Basel

    Romantische Sinfonik: Felix Mendelssohn Klavierkonzert Nr. 2 und Emilie Mayer 7. Sinfonie