Aus dem Dunkel ins Licht

Gelegentlich werden Künstlerinnen und Künstler so mit Lob überschüttet, dass man sich fragt: Ist der Hype gerechtfertigt? Bei Raphaël Pichon lautet die Antwort ganz einfach: ja.

»Das bisher beste Mozart-Requiem, das ich je gehört habe«, urteilte der Rezensent von »Bachtrack« nach der Aufführung im Konzerthaus Dortmund, die Pichon mit seinen Ensembles Pygmalion im Oktober 2023 dirigierte. Und zuletzt jubelte die »Süddeutsche Zeitung« über Pichons Deutung von Mozarts »Zaide« bei den »Salzburger Festspielen«, er sei »einer der inspiriert inspirierendsten jüngeren Dirigenten«. Was in beiden Fällen besonders herausgestellt wurde, ist – neben dem mitreißenden Dirigat, das dabei nie effekthascherisch ist – Pichons dramaturgisches Gespür: Ob er Mozarts Requiem mit dessen Maurerischer Trauermusik verschränkt oder das Fragment des Singspiels »Zaide« um Ausschnitte aus der Kantate »Davide penitente« anreichert, Pichon versteht sich auf programmatische Sinnzusammenhänge.

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Er beherrscht es, Musik nicht isoliert zu präsentieren, sondern Werke in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Programme sind für Pichon keine Abfolge von Stücken, sondern emotionale Erzählungen. Auch in Dortmund spannt er mit seinem Ensemble einen solchen Bogen: Neben der Ersten Sinfonie erklingen große Chorwerke von Brahms. Gemeinsam zeichnen sie ein eindrucksvolles Bild des Komponisten, der in seiner Musik immer wieder nach Trost und Sinn angesichts menschlicher Vergänglichkeit sucht.

Raphaël Pichons Weg in die Musik begann früh: Mit neun Jahren sang er im Knabenchor von Versailles, wo ihn Bachs Johannes-Passion so tief berührte, dass daraus eine lebenslange Leidenschaft erwuchs. Diese Erfahrung prägte auch sein Verständnis von Musik als kollektives Abenteuer. 2006 gründete er mit nur 22 Jahren das Ensemble Pygmalion, das Chor und Orchester vereint und seither durch seine programmatische Fantasie begeistert. Der Name verweist auf Rameaus Oper »Pygmalion«, die für Pichon zum Sinnbild für das schöpferische Ringen um Klang, Ausdruck und Lebendigkeit wurde – eine Haltung, die bis heute seine Arbeit bestimmt. 

Text: Katharina Dröge

    • So 23.11.2025
    • 18.00 Uhr
    Raphaël Pichon mit großer Geste dirigierend im Konzerthaus Dortmund

    Chorkonzert

    Raphaël Pichon dirigiert Brahms

    Chor- und Orchesterwerke mit dem Ensemble Pygmalion