Dirigieren, Trompete, Schlagzeug, Harfe, Flöte, Cello und ghanaischer Tanz – viele musikalische Ausdrucksweisen hat Ryan Bancroft schon in seine Klangvorstellungen und seinen Dirigierstil einfließen lassen. Mit ihnen formt er die Klangfarbe seines Royal Stockholm Philharmonic Orchestra.
Stefan Forsberg, Künstlerischer Leiter des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, platzt im Dezember 2021 in eine Probe mit Ryan Bancroft, dem neuen Chefdirigenten. Forsberg lehnt seine Aktentasche ans Podium und kramt eine Mappe heraus. »Das ist ein fantastischer Moment für uns hier in Stockholm«, sagt er. »Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn du jetzt den Vertrag unterschreibst!« Forsberg legt ihm die Mappe aufs Pult und reicht ihm seinen Füller. Großes Gelächter unter den Musikerinnen und Musikern. Schon seit der Saison 2023/24 ist Bancroft Chefdirigent in Stockholm. »Da gibt es eine wunderbare Chemie und eine knisternde Energie zwischen Ryan und dem Orchester«, schwärmt Forsberg. »Wir sind auf eine musikalische Goldader gestoßen!« Auch die erste Cellistin Marie Macleod ist glücklich mit ihrem neuen Chef. »Von Natur aus ist er vor allem an den Menschen im Orchester interessiert.« Dazu käme noch seine Flexibilität: Auf Vorschläge gehe er ein, suche auch neue Wege. »Und er interessiert sich für schwedische Musik, die wichtig ist für das Orchester – da hat man einfach jemanden, der diese Tradition stärker ins Zentrum stellt.«
Ryan Bancrofts Geschichte ist auf den ersten Blick mit der all jener jungen Shootingstars vergleichbar, die jüngst den Express-Lift in die oberste Karriere-Etage benutzt haben. Bleibt man bei dem Bild, ist Bancrofts Aufzug allerdings eher in der Tiefgarage gestartet. Der Vorort Lakewood im Süden von Los Angeles ist ein schwieriges Pflaster. Dort wächst er auf. »Meine Brüder und ich sind in einem glücklichen Haushalt groß geworden«, erzählt der 1989 geborene Dirigent, »aber die Gegend war rau und ich war tatsächlich jemand, der die Waffengewalt dort überlebt hat«. In der Schule ist Ryan der komische Kerl, der sich für klassische Musik interessiert und Trompete spielt. »Meine Eltern waren einfach nur froh, dass ich etwas gefunden hatte, was mich von der Straße holte.« In einem Sommercamp der Künste in Michigan lernt er andere Musikverrückte kennen. Dann folgt seine Ausbildung am California Institute of the Arts (»CalArts«). Mit der zeitgenössischen Musik, auf die er dort trifft, fremdelt er nur kurz und ist schon bald begeistert. In vielen seiner Programme hat Zeitgenössisches seinen Platz, auch bei seinem Konzert in Dortmund. Mit im Gepäck ist ein Werk von Andrea Tarrodi. Sie ist trotz ihres italienischen Nachnamens Schwedin, sogar geborene Stockholmerin. Ihr Orchesterstück »Liguria« ist ein musikalisches Porträt jener fünf Dörfer an der ligurischen Küste, deren Häuser spektakulär an Steilküsten gebaut sind. Die Wege, mit denen sie untereinander verbunden sind, haben sie zur Komposition angeregt.
Für einen Jungen aus L.A. ist Schottland eine ganz andere Welt. Ein Kulturschock, den Ryan Bancroft in Glasgow erlebt, wo er seinen Master of Music in Orchesterleitung am Royal Conservatoire of Music absolviert. Dort verfeinert er auch seinen außergewöhnlichen Dirigierstil, der von Tänzen aus Ghana beeinflusst ist, ihren Bewegungen und ihren Gesten. »Er fühlt sich sehr frei«, sagt Marie Macleod. »Er formt die Musik sehr klar mit seinen Händen, so kann man verstehen, wie er phrasieren und artikulieren will.« Den Taktstock lässt Ryan Bancroft weg, seitdem er in Kopenhagen im April 2018 den »Nicolai-Malko-Wettbewerb« für junge Dirigenten gewonnen hat. »Ich habe immer wieder gemerkt, dass ich ohne Taktstock in der Hand besser zugehört habe. Ich war einfach enger verbunden mit dem Atem, und ich konnte besser erkennen, wie körperliche Gesten den Klang beeinflussen.« Der Wettbewerb in Schweden befördert Bancroft gleich auf die richtigen Etagen im Karriere-Lift. Für den gerade 30-Jährigen öffnen sich viele Türen. Im November 2018 springt er beim BBC National Orchestra of Wales ein, das ihm daraufhin den Posten des Chefdirigenten anträgt. Auch für die Tapiola Sinfonietta in Finnland ist Bancroft künstlerisch tätig.
In Bancrofts Programm für das Konzerthaus Dortmund bildet das Violinkonzert von Jean Sibelius, gespielt von »Opus Klassik«-Gewinnerin Maria Ioudenitch, eine Brücke zur populären Sinfonie Nr. 5 von Tschaikowsky. Das ist Musik, die Bancroft wirklich verinnerlicht hat, und das entspricht auch ganz seinem Credo. »Überall, wo man dirigiert, sollte es Musik sein, in die man wirklich verliebt ist. Wenn ich das nicht fühle, komme ich mir wie ein Betrüger vor, und ich würde Angst haben, nicht alles geben zu können, was ich kann.« Letzteres hat er während seiner Amtszeit in Stockholm schon zweifellos getan. Während der Vertragsunterzeichnung im Konzerthaus hat Orchesterchef Stefan Forsberg übrigens noch etwas anderes aus seiner Tasche gezaubert: ein gelb-blaues Trikot der Schwedischen Fußballnationalmannschaft. Es trägt den Namen Bancroft und die Nummer 17 – für den 17. Chefdirigenten des Orchesters. Und die blaue Kapitänsbinde hat natürlich auch nicht gefehlt.
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- Mitwirkende
- Mitwirkende
- Royal Stockholm Philharmonic Orchestra
- Ryan Bancroft Dirigent
- Maria Ioudenitch Violine
- Programm
- Programm
- Andrea Tarrodi »Liguria«
- Jean Sibelius Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47
- – Pause –
- Peter Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-moll op. 64
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