Musikalisch gekonnt gesetzte Pointen, fließende Übergänge zwischen tiefsinnigen Chansontexten und geistreichen Moderationen, Soloprogramme und klangvolle Zeitreisen: In der Reihe Cabaret und Chanson zählt neben musikalischer Exzellenz insbesondere eines – der Unterhaltungswert. Den garantieren zum Beispiel die Berlin Comedian Harmonists mit ihren unschlagbar populären Melodien der 1920er-Jahre. Jochen Malmsheimer hat einen wunderbaren Weihnachtsvorfreudeabend im Gepäck, an dem der scharfzüngige Kabarettist dem Knusperhäuschen ein wenig die Zuckerglasur abknibbelt. Miki Kekenj und sein Takeover! Ensemble entführen Max Herre in bewährter Takeover!-Manier in die Klassik und ergründen die perfekte Symbiose aus Songwriting, Rap und klassischem Ensemblespiel. Star-Bariton Thomas Quasthoff feiert sein 50. Bühnenjubiläum mit einem jazzigen Chanson-Abend.

Der krönende Saisonabschluss dieser Reihe ist der »zweiten Marlene Dietrich«, Ute Lemper, vorbehalten. Gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester entführt sie in das Berlin der 1920er-Jahre. Die in Münster geborene Kosmopolitin, die seit den späten 90er-Jahren in New York lebt, hat eine besondere Beziehung zur deutschen Hauptstadt und zur Musik dieser Zeit. Mit ihrem Programm »Berliner Lichter« wird sie im Konzerthaus Dortmund große Klassiker der »Goldenen Zwanziger« wie auch einige verborgene Schätze zu Gehör bringen. 
Die Begriffe »Goldene Zwanziger« oder auch »Roaring Twenties« hört Ute Lemper aber nicht so gern. Sie sind ihr zu einseitig: »Ich spreche lieber vom Berlin zwischen den Zeiten, weil in dieser Epoche des Aufbruchs eben auch viel Schmerz steckt.« Es ist eine Zeit, in der die Welt sich rasant verändert. Ganz viel Neues entsteht in Kunst, Literatur und Musik, die gesellschaftlichen Moralvorstellungen wandeln sich. In Berlin floriert das Nachtleben, Tanzlokale und Varietés, Revuetheater und Cabarets locken ein amüsierwilliges Publikum an. Aber es gibt auch Angst, Gewalt, Armut und die sich bereits abzeichnende Bedrohung durch den Nationalsozialismus. 

Dass die Aufbruchsstimmung und das Gefühl der Freiheit, für die das Berlin der 20er-Jahre steht, Ute Lemper schon immer anzogen, erklärt sich vielleicht auch aus ihrer Biografie. Früh fühlte sie sich durch ihr streng katholisches Elternhaus eingeengt. Sie brach aus, lebte in Wien, Paris, London und schließlich New York. Sie machte erst als Musical-Star Karriere, aber auch durch ihre Interpretationen der Werke von Kurt Weill von sich reden und beschäftigte sich mit jüdischen Komponisten, die aufgrund der Nazi-Herrschaft emigrieren mussten. Als weltoffene, neugierige und vielseitige Künstlerin, als lebende Legende darf das Dortmunder Publikum sie nun wieder einmal erleben.