Er trägt seine Vorfahren im Namen und versteht sich auch als Nachfahre der Wikinger: Der Isländer Víkingur Ólafsson möchte eine Botschaft in die Welt tragen.
Wie die Wikinger führen seine Reisen Víkingur Ólafsson an weit entfernte Orte, doch ihm eilen nicht Schreckensnachrichten von Brandschatzungen und Plünderungen voraus. Der Pianist ist ein Kommunikator der Musik, sowohl durch sein reflektiertes Spiel, das oftmals alten Werken neue Facetten zu geben weiß, als auch in Worten, denn er scheut sich nicht, öffentlich über Musik zu sprechen.
Es ist wohl gerade seine Herkunft, die ihm einen unverstellten Blick auf die Musik großer Meister ermöglicht. Es gibt keine isländische Klavierschule. Anders als Musiker, die im Schatten russischer Virtuosen oder großer deutscher Komponisten aufwachsen, konnte sich Ólafsson jenseits etablierter Konventionen entwickeln. Gleichzeitig schockte den 18-Jährigen die Erfahrung, als Student der New Yorker Juilliard School plötzlich einer von vielen zu sein.
Als 2017 sein erstes Album bei der Deutschen Grammophon erschien, war er plötzlich in aller Munde. Doch er selbst empfand seinen Weg dorthin durchaus als holprig: Nachdem er mit 24 Jahren nach Europa zurückgekehrt war, verbrachte Ólafsson einige Jahre ohne Konzerte überwiegend im Tonstudio mit dem Ziel, sein eigener Lehrer zu werden. Die selbst produzierten CDs vertrieb er auch selbst und lernte so jede mühsame Seite des Business kennen. Erst als es ihm gelang, eine renommierte Agentur für sich zu gewinnen, folgte der Vertrag bei der Deutschen Grammophon. Bei seinen Aufnahmen für das gelbe Label bringt der Isländer seine langjährige Erfahrung im Tonstudio ein, wenn er für eine Einspielung verschiedene Flügel in unterschiedlichen Mikrostimmungen vorbereiten lässt und mehrere Takes in deutlich unterschiedlichen Tempi einspielt, um am Ende ein Gesamtkunstwerk zusammenzufügen, das seinen ästhetischen Vorstellungen möglichst optimal entspricht.
Ganz im Gegensatz dazu stehen seine Live-Auftritte, bei denen er sich auch im ersten Anlauf und auf nur einem Instrument als Klangfarbenzauberer erweist. »Ólafsson zaubert mit den Fingerspitzen, verfügt über fifty shades of pianissimo und ist doch alles andere als ein Säusler«, urteilte etwa der Bayerische Rundfunk über die »Goldberg-Variationen«, mit denen er auch in Dortmund im Mai begeisterte. Nun folgt ein Kontrastprogramm: Brahms’ 1. Klavierkonzert verwebt den Solopart eng mit den Orchesterstimmen, sodass sich Ólafsson an der Seite des London Philharmonic Orchestra und des Dirigenten Edward Gardner auch als Teamplayer beweisen kann. Das hochromantische Konzert, in das der junge Brahms seine unglückliche Liebe zu Clara Schumann einfließen ließ, erhielt noch von der zeitgenössischen Kritik ein vernichtendes Urteil: »Das gegenwärtige vierzehnte Gewandhausconcert war nun wieder ein solches, in dem eine neue Composition zu Grabe getragen wurde – das Concert des Herrn Johannes Brahms.« Dass das Publikum dies heutzutage gänzlich anders sieht, ist auch für die Aufführung im Konzerthaus Dortmund mit Gewissheit zu erwarten.
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- Mitwirkende
- Mitwirkende
- London Philharmonic Orchestra
- Edward Gardner Dirigent
- Víkingur Ólafsson Klavier
- Programm
- Programm
- Tania León »Raices«
- Béla Bartók »A csodálatos mandarin« (»Der wunderbare Mandarin«) Sz 73
- – Pause –
- Johannes Brahms Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-moll op. 15
- Frédéric Chopin Mazurka f-moll Nr. 2 aus Drei Mazurkas op. 63 (Zugabe)
- Jean-Philippe Rameau »Le rappel des oiseaux« (Fassung für Klavier von Víikingur Ólafsson) (Zugabe)
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