• Mo 10.01.2022

Eine Zeitinsel für den Komponisten Ondřej Adámek

Das Konzerthaus Dortmund erkundet an fünf Tagen das Schaffen des tschechischen Klangkünstlers

Authentisch, jung, originell: Die Musik des Komponisten und Dirigenten Ondřej Adámek fesselt und begeistert intuitiv. Das Konzerthaus Dortmund lässt in der letzten Januar-Woche Adámeks Klangkosmos in einer Intensität und Vielfalt ganz nah erlebbar werden, wie es in Europa in dieser Form kein zweites Mal möglich ist. Auf dem Programm stehen sowohl Hauptwerke des 42-Jährigen als auch eigens für das Konzerthaus Dortmund konzipierte Projekte.
 
Stets auf der Suche nach neuen, ungehörten Klängen experimentiert Ondřej Adámek mit herkömmlichen Instrumental- und Vokalklängen und integriert musikalische Einflüsse verschiedenster Kulturen. Zentrales Element seiner Arbeit ist die menschliche Stimme in ihren verschiedensten Facetten: gesprochen, flüsternd, artikulierend. »Ich benutze die Stimme zur Formung des Klangs wie physisches Material. Wie ein Bildhauer die Materie formt, formen der Mund und die Stimme die Laute«, erzählt der Tscheche.
 
Gleichzeitig wird Ondřej Adámek nicht müde, neue Instrumente zu erfinden. Schon als Teenager baute er eigene Klangapparate und hauchte dem klassischen Instrumentarium frischen Wind ein. Auch bei seiner Oper »Seven Stones«, einem der Highlights des Zeitinsel-Festivals, kommen selbstgebaute Instrumente als musikalische Begleitung ebenso wie als Bühnenbild und Requisite zum Einsatz – denn für »Seven Stones« verzichtet Ondřej Adámek komplett auf ein Orchester. Stattdessen erzählen vier Solisten und ein zwölfköpfiger Chor die surreale, über alle Kontinente hinweg und bis hinauf zum Mond reichende Geschichte eines Steinsammlers, der seine Frau in flagranti erwischt und tötet. Nach der Uraufführung von »Seven Stones« beim »Festival d’Aix-en-Provence« 2018 feiert die Oper im Konzerthaus Dortmund Deutschlandpremiere.
 
Daneben dirigert Ondřej Adámek ein neues Werk im Konzert mit dem Ensemble Resonanz und dem Cellisten Jean-Guihen Queyras, tritt bei einem Workshop und Salon in direkten Dialog mit dem Publikum und lässt das Spiel der Geigerin Isabelle Faust zum Medium zwischen Komposition und Malerei werden. Zum Abschluss des Zeitinsel-Festivals betritt eine weitere Kreation Adámeks die Bühne: die Airmachine. Vier Jahre lang arbeitete Ondřej Adámek an dem selbstgebauten Instrument, das mit seinen luftbetriebenen Handschuhen, Partytröten und Hupen Auge und Ohr zugleich fasziniert. Eine Ausstellung im Konzerthaus mit Zitaten, Zeichnungen und Manuskripten von Ondřej Adámek, in der man mehr über sein Wirken erfährt, begleitet die Zeitinsel.
 
Die Zeitinsel Adámek wird von der Kunststiftung NRW, der Kulturstiftung des Bundes und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.