- Mo 12.09.2022
Konzerthaus Dortmund feiert 20 Jahre und trotzt den Krisen
Zu Saisoneröffnung und Jubiläumskonzert: Konzerthaus blickt optimistisch nach vorne
Gestern startete das Konzerthaus Dortmund in seine neue, 21. Saison – fast auf den Tag genau vor 20 Jahren wurde es im September 2002 eröffnet. Das Konzerthaus feierte sein Jubiläum standesgemäß mit einem fulminanten Eröffnungskonzert: Das Gewandhausorchester Leipzig spielte Schostakowitsch und Beethoven unter der Leitung von Dirigent Andris Nelsons, der als ehemaliger Exklusivkünstler schon zum 25. Mal auf der Konzerthaus-Bühne stand. Statt der dem Haus ebenfalls eng verbundenen Pianistin Yuja Wang, die kurzfristig krankheitsbedingt ausfiel, begeisterte bei Schostakowitschs erstem Klavierkonzert der 23-jährige Japaner Mao Fujita, der ein viel bejubeltes Konzerthaus-Debüt vor vollem Haus feierte.
Genau vor 20 Jahren fand nach rund zweijähriger Bauzeit der erste Tag der offenen Tür am Konzerthaus statt, zu dem rund 40.000 Besucherinnen und Besucher ins Brückviertel strömten. »Die Eröffnung war das Ergebnis des Engagements und der Arbeit vieler mutiger und weitsichtiger Köpfe. Seither haben meine Vorgänger, Gründungsintendant Ulrich Andreas Vogt und sein Nachfolger Benedikt Stampa, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, die Stadt Dortmund und viele Freunde und Förderer dazu beigetragen, das Konzerthaus in die Champions League zu führen«, sagte Intendant Dr. Raphael von Hoensbroech, der das Haus seit vier Jahren leitet. Seit 2012 ist das Konzerthaus Mitglied der European Concert Hall Organisation (ECHO), dem Netzwerk führender europäischer Konzerthäuser.
Im Gespräch mit seinen Vorgängern am Rande der Saisoneröffnung betonte von Hoensbroech die Kontinuität in der Entwicklung des Hauses – und seinen Auftrag: »Wir wollen heute mehr denn je Brücken bauen statt zu spalten. Wir wollen ein Haus für alle sein. Es gibt viele Herausforderungen, aber wir gehen sie mutig an – so wie schon während der Pandemie.«
Auf die Anfänge blickte Ulrich Andreas Vogt: »Wir haben viele richtige Entscheidungen gefällt. Die Entscheidung zum Bau an dieser Stelle war die wichtigste.« Dazu kam die Konstruktion des fantastisch klingenden Saales und die Programmgestaltung, die von Anfang an auf namhafte Künstlerinnen und Künstler setzte. Vogt erinnerte auch an die enormen Herausforderungen beim Bau. Dennoch blieb das Projekt im Zeit- und Kostenplan. Vogts Nachfolger Benedikt Stampa setzte wichtige »Marken« wie die »Exklusivkünstler« und die »Jungen Wilden«, die es bis heute gibt. »Das Konzerthaus hat so manche Wunde in der Stadt geheilt und Gegensätze versöhnt. Dortmund ist rau und doch ästhetisch, die Stadt verbindet Kohle und Kultur. Das Konzept des Konzerthauses ist voll aufgegangen«, sagte Stampa.
Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann betonte die Bedeutung des Konzerthauses für den Strukturwandel der Stadt: »Kohle, Stahl und Bier sind Vergangenheit.« Inzwischen sei das Nashorn, das Symbol des Konzerthauses, ein Markenzeichen der gesamten Stadt. »Ich bin optimistisch, was die weitere Entwicklung angeht, zumal sich in der Stadtgesellschaft eine immer größere Gruppe an potenziellen Besucherinnen und Besuchern gebildet hat«, sagte Stüdemann. Auch Intendant von Hoensbroech ist guter Dinge. »Unser Publikum zeigt nicht nur eine besondere, von Künstlerinnen und Künstlern oft gelobte Begeisterungsfähigkeit. Es ist auch besonders treu, wie wir mit Blick auf den Vorverkauf für die kommende Saison sehen. Der Ticketabsatz liegt stichtagsbezogen beim Umsatz schon über dem Niveau von 2019«, sagte von Hoensbroech.
Seit der Eröffnung kamen über dreieinhalb Millionen Besucherinnen und Besucher in über 4.000 Veranstaltungen mit internationalen Spitzenorchestern und hochkarätiger Kammermusik, aber auch Top-Interpretinnen und -interpreten aus Pop und Unterhaltung. »Unsere Bandbreite ist für ein Konzerthaus außergewöhnlich groß. Unser Motto lautet ›Musik für alle‹. Es gibt nicht nur ein Pop-Abo und Konzerte aller Musikrichtungen, sondern mit Community Music auch ein großes, in Deutschland einzigartiges Inklusionsprojekt«, betont von Hoensbroech. Der Slogan »So klingt nur Dortmund« bleibt Versprechen und Verpflichtung.