Exklusivkünstler Lahav Shani fährt zum Abschluss seiner Residenz noch einmal groß auf.
Es ist seit Eröffnung des Hauses ständiger Ansporn: In Dortmund sollen Konzerte zu hören sein, die besonders sind und das Gütesiegel des Nashorns tragen. Das Markenzeichen »Dortmunder Dramaturgie« darf sich anheften, was es so nur im Konzerthaus gibt: ein Zusammenspiel aus den weltbesten, interessantesten Musikerinnen und Musikern, außergewöhnlichen Programmen und innovativen Formaten in der einzigartigen Akustik unseres Saals. So klingt eben nur Dortmund.
Diese »Dortmunder Dramaturgie« zu leben bedeutet auch, dass man auf Künstlerinnen und Künstler in besonderer Weise eingehen kann. Dass der Exklusivkünstler drei Jahre lang nach Dortmund kommt, ermöglicht eine viel tiefere Beziehung, man trifft sich häufiger und kennt sich. Und so bringt das Konzerthaus-Team Lahav Shani ins Grübeln, als es ihn fragt: »Wenn du dir etwas wünschen könntest, was wäre das?« Da rückt der Dirigent raus mit diesem Traum, den er und sein Bruder Rom schon ewig haben: einmal zusammen mit einer Big Band zu spielen. Im Salon zu Beginn der Exklusivkünstlerzeit konnten wir Rom Shani, Jazz-Saxofonist und Trompeter, schon kennenlernen. Daher ist der Entschluss schnell gefasst: »Dann machen wir das doch!« Im letzten Jahr seiner Residenz bekommt Lahav Shani also sein Orchesterkonzert der Extraklasse mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra und der WDR Big Band. Unter dem Motto »Klassik meets Jazz« spielt Makoto Ozone, im Jazz wie in der Klassik zu Hause wie sonst kaum jemand, Gershwins Klavierkonzert. Flirtet hier die traditionelle Konzertform schon heftig mit Charleston-Rhythmen und Ragtime, kommt danach die WDR Big Band ins Spiel und setzt noch etwas drauf: Sie stellt Duke Ellingtons geniale Jazzinterpretation von Tschaikowskys »Nussknacker«-Suite neben die originale Fassung des beliebten Weihnachtsklassikers, gespielt von den Rotterdamer Kolleginnen und Kollegen. Und mittendrin in ihrem Herzensprojekt, das in einer großen Klassik-Jazz-Party im Foyer weitergeht: die Shani-Brüder.
Der nächste Tag bringt ein weiteres Steckenpferd Lahav Shanis. Im Bruckner-Jahr zum 200. Geburtstag des Komponisten hat er dessen monumentale Sinfonie Nr. 8 im Gepäck.
»Ich liebe diese Musik einfach, ihre Atmosphäre. Man spricht so oft über die Struktur und Größe der Musik, und das ist natürlich auch berechtigt. Aber mich berührt diese ganze Welt oder die Vision Bruckners.«
Lahav Shani über Anton Bruckners Sinfonien
An zwei Wochenenden ist Lahav Shani in der Saison 2024/25 insgesamt zu Gast, doch diese beiden Besuche werden zu richtigen Großereignissen. Das Finale im Mai gestaltet er mit gleich zweien seiner Orchester: Die Münchner Philharmoniker, deren designierter Chefdirigent Shani ist, und das Israel Philharmonic Orchestra spielen gemeinsam Mahlers Sinfonie Nr. 6. An geteilten Pulten mischen sich die Musikerinnen und Musiker und werden erstmals in München und Dortmund zu einem großen Klangkörper. Wie dieses Konzert steht auch ein Kammermusikabend mit Shani und Mitgliedern seiner Orchester unter der Überschrift »80 Jahre Kriegsende« – ein starkes Programm und ein Statement zum Ende der Exklusivkünstlerzeit Lahav Shanis.