Junge Wilde mit Verstärkung

Klaviertrio in Star-Besetzung: Die niederländische Geigerin Noa Wildschut spielt am 28. September Schubert und Piazzolla mit Pianistin Elisabeth Brauß und Cellist Anton Mecht Spronk.

So mancher Stern am Musikhimmel funkelt prächtig, um bisweilen ebenso rasch wieder zu verglühen. Und doch gibt es junge Künstler, bei denen Lehrer, Publikum, Kritiker und musikalische Begleiter sehr früh und einhellig zu der Überzeugung gelangen, dass sie selbst im Kreis der großen Talente außergewöhnlich und unverwechselbar sind. Zu dieser Kategorie zählt Noa Wildschut, eine der »Jungen Wilden« in dieser Saison.

Gerade mal 21 Jahre alt ist die Niederländerin, und doch schon lange als Solistin im Geschäft. Große Orchester und Dirigenten-Namen zieren ihre Laufbahn, aber das ist nicht das Besondere an dieser jungen Geigerin, die 2008 im großen Saal des Concertgebouws in Amsterdam debütierte und schon seit fast sechs Jahren als Exklusivkünstlerin bei Warner Classics unter Vertrag steht: »Noa Wildschut ist keine Kindvirtuosin im artistischen Sinn, sondern eine sprudelnde Quelle unmittelbarer Musikalität. Sie macht Musik, klar, unbeirrt, spontan, unbehelligt von allem, was Musik so leicht verunzieren kann: also ohne Mätzchen, Klischees, ohne Kitsch, ohne Aufgesetztheiten«, schwärmte die Süddeutsche Zeitung.

»A special talent in every sense« nannte sie der Pianist Menahem Pressler, aus dessen Worten die Anerkennung spricht, die große Musiker äußern, wenn sie auf Gleichgesinnte treffen: auf Künstler, die Musik zum Erlebnis machen, die anrühren, die auf ihren Instrumenten Geschichten erzählen und nicht sich selbst, sondern der Musik dienen – souverän, virtuos und uneitel.

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»Großer Ton, große Persönlichkeit« urteilte das NRC Handelsblad – kürzer kann man Noa Wildschut kaum beschreiben.

Aber zurück zu Mentor Menahem Pressler. Der Pianist hat unter anderem dem legendären Beaux Arts Trio seinen Stempel aufgedrückt und damit mehr als ein halbes Jahrhundert lang Werbung für die Besetzung Klaviertrio und ihre fantastische Literatur gemacht. Ein anspruchsvolles Genre, denn es braucht drei fähige Solisten, die sich wirklich aufeinander einlassen.

Ein Klaviertrio ist mehr als die Summe seiner drei Teile – und im besten Fall mehr als eine kurzzeitige Liaison. Noa Wildschut stellt sich dieser Aufgabe zusammen mit ihrer Dauer-Klavierpartnerin Elisabeth Brauß und dem Cellisten Anton Mecht Spronk. Sie hat zwei der schönsten Werke für Klaviertrio dabei: Schuberts erstes Klaviertrio in B-Dur Opus 99 – ein Maßstab für die Spielkunst und Musikalität aller Klaviertrios – begann der Komponist nur ein Jahr vor seinem Tod. Es ist auf den ersten Blick der klassischen Tradition verpflichtet, aber es steckt voller Überraschungen und herrlicher Melodien, sogar mit Wiener Schmäh. Piazzollas legendäre »Vier Jahreszeiten von Buenos Aires«, das lateinamerikanische Pendant zu Antonio Vivaldis berühmtem Vorbild, gehört inzwischen auch zum festen Trio-Repertoire. Die Klaviertrio-Fassung ist die vielleicht spektakulärste des Stücks: Nuevo Tango in seiner schönsten Form und einer einzigartigen Kombination aus klassischer Harmonik und Instrumentation, Jazz, Barockmusik und Neuer Musik. 

    • Mi 28.09.2022
    • 19.00 Uhr

    Kammermusik