Nichts anderes

Die Wege ans Dirigentenpult sind so vielfältig wie die Personen, die davor stehen. Der von Elim Chan hatte seine Umwege, führte sie aber immer wieder zur Musik zurück. Die Initialzündung? Micky Maus!

Als kleines Kind zu sehen, wie Micky Maus im Film »Fantasia« mit seinen Händen im Takt der Musik Zauberhaftes vollbringt, hat Elim Chan sofort fasziniert. Auch die Dirigentin, die sie mit acht Jahren in einem Konzert sah, war für sie eine Magierin, die Musik zum Leben erweckte. Die Begeisterung war entfacht, doch der Wunsch selbst Dirigentin zu werden hatte Konkurrenz: »Ich hatte schon immer den Traum, Detektivin zu werden.« Und so studierte sie zunächst Forensik und Psychologie. Doch dann überzeugte sie der Leiter des Universitätschors, in dem sie sang und assistierte, das Dies irae aus Verdis Requiem zu dirigieren. »Ausgerechnet diese ikonische, gewaltige Musik, bei der man glaubt, die Hölle öffne sich! Ich war wie vom Blitz getroffen und wusste: Elim, du kannst nichts anderes machen, du musst einen Weg finden, Dirigentin zu werden!« Sie hat ihn gefunden, studierte Musik, ging nun in Partituren auf Spurensuche und setzte schließlich mit dem Gewinn der renommierten »Donatella Flick Conducting Competiton« 2014 den Startschuss für ihre Erfolgsreise: Assistenz beim London Symphony Orchestra, Mentoren wie Valery Gergiev oder Sir Antonio Pappano, Debüts bei Spitzenorchestern und seit 2018 die Leitung des Antwerp Symphony Orchestra – die in Hongkong geborene Musikerin erobert die Klassikwelt im Sturm.

Dass sie dabei teils anders wahrgenommen wird als ihre männlichen Kollegen, ist der 36-Jährigen bewusst. Sie ist stolz darauf, eine weibliche Dirigentin zu sein, doch sie wehrt sich gegen Etiketten: »Ich bin ziemlich klein, Asiatin, eine Frau – alles Eigenschaften, die manche Menschen zweifeln lassen. Aber wenn die Musik beginnt, darf das keine Rolle spielen. Dialog ist wichtig, und Respekt. Das bringt das Beste aus allen hervor und lässt uns fliegen!« Abheben werden sie und ihr Antwerp Symphony Orchestra sicherlich auch im Konzerthaus Dortmund mit Tschaikowskys Vierter Sinfonie. Übrigens eines der Werke, das Chan als Kind bei jenem fesselnden Konzert mit einer Dirigentin gehört hat und seitdem eines ihrer Lieblinge ist. Jetzt ist sie die Magierin.

    • So 17.12.2023
    • 16.00 Uhr

    Orchesterkonzert

    Martin Fröst – Mozart Klarinettenkonzert

    Elim Chan dirigiert Tschaikowsky Sinfonie Nr. 4