Konzerthaus Dortmund

Kein Verstecken

Auch wenn es sich zunächst nackt fühlte ohne Notenständer, spielt das Aurora Orchestra meist auswendig: ein Erfolgsrezept für maximale musikalische Freiheit.

Aurora war das erste professionelle Orchester der Neuzeit, das vor einigen Jahren eine Sinfonie komplett auswendig spielte. Warum auch nicht? Man kennt es von Konzertsolistinnen oder Opernsängern, Streichquartette und Chöre haben es vorgemacht: Ein Orchester, das ohne Noten spielt, ist weder ein Ding der Unmöglichkeit noch eine Spielerei. Im Gegenteil – für viele Aurora-Mitglieder war dies eine der intensivsten und lohnendsten musikalischen Erfahrungen ihrer Laufbahn. »Aufschauen zu können, Augenkontakt herzustellen und zu wissen, dass jeder auf der Bühne jede einzelne Note des Stücks in- und auswendig kennt, sorgt für eine unglaublich intensive Erfahrung der Musik«, sagt Jamie Campbell, Stimmführer der Zweiten Geigen.

Aurora Orchestra / Allan Clayton ©  Stanton Media 

Ein Orchester, das auswendig spielt, ist also vielseitiger – seine Mitglieder können sich bewegen, die Formation ändern und sich dem Publikum physisch nähern. Diese Freiheit nutzt das Aurora Orchestra auch im Konzerthaus Dortmund, wenn es sich einem Meisterwerk in zeitgenössischer Neuinterpretation widmet: »Ein Werk wie die ›Winterreise‹ ist eine Ikone unserer Musiktradition, eines der großen Meisterwerke Europas. Wird man ihm gerecht, wenn man es nur in der heute üblichen Form – zwei Herren im Frack, Steinway, ein meist sehr großer Saal – präsentiert?«, fragt Hans Zender in einem Kommentar zu seiner »komponierten Interpretation« von Schuberts berühmtem Liederzyklus. Durch seine Bearbeitung für Kammerorchester mit Gitarre, Sopransaxofon und Akkordeon sowie durch das Spiel mit Klangfarben, Tempi, Text und musikalischen Wiederholungen schafft Zender eine neue Perspektive auf dieses Meisterwerk. Gemeinsam mit dem englischen Tenor Allan Clayton zeigt das Aurora Orchestra, »dass eine neue Version eines Meisterwerks nicht unbedingt treu sein muss, um wahr zu sein« (»Telegraph«). Das altbekannte Werk von Schubert wird durch den Zusatz von immersiven theatralischen Elementen und Lichtdesign auch in Dortmund eine (Winter-)Reise ins Neuland.
 

    • Sa 23.03.2024
    • 20.00 Uhr

    Für Neugierige

    Hans Zender: Schuberts Winterreise inszeniert

    Schuberts berühmter Liederzyklus in einer komponierten Interpretation mit dem Aurora Orchestra