Aus dem Dornröschenschlaf erwacht
Als Countertenor ist Philippe Jaroussky ein Weltstar, mittlerweile hat er sich aber auch als Dirigent einen Namen gemacht. Mit seinem aktuellen Album kehrt er an den Anfang seiner Karriere zurück und präsentiert »Forgotten Arias« im Konzerthaus Dortmund.
Um den besonderen Zauber dieser Stimme zu erfahren, sollte man sich eine der ersten Veröffentlichungen von Philippe Jaroussky anhören: Auf dem Album mit virtuosen Kantaten von Vivaldi schimmern die Koloraturen wie perfekt aufgereihte Perlen auf einer Schnur, die stupende Technik schon damals herausragend. Oder in den geistlichen Arien auf »Beata Vergine«, wo die Töne von der seraphisch schönen Stimme liebkost und wunderbar zart dahin geseufzt werden. Oder wenn diese kostbare Counterstimme auf »Opium« wie ein betörendes Parfüm das Ohr umschmeichelt. Eben das ist das Sängerpfund, mit dem der Franzose schon immer wuchern konnte: eine klare, ätherische Stimme, irgendwie nicht von dieser Welt. Doch die Reinheit des Klangs bekommt ihren Zauber vor allem durch die Seelentiefe, die Philippe Jaroussky seinem Gesang verleiht. Da ist etwas, das den Zuhörer ergreift und ihn berührt.

Begonnen hatte dieses Sängermärchen 2004, als Philippe Jaroussky für den erkrankten Andreas Scholl eingesprungen war. Schnell wurde der Alte-Musik-Guru René Jacobs auf den noch jungen Sänger aufmerksam und besetzte ihn in einer Produktion von Monteverdis »Il ritorno d’Ulisse in patria« an der Berliner Staatsoper. Publikum und Kritik waren gleichermaßen hingerissen. Rasch entwickelte sich der Countertenor mit der orphischen Stimme zum Star unter den hohen Männerstimmen, erweiterte sein Repertoire ausgehend von der Barockmusik bis hin zu französischen Mélodies und Liedern von Franz Schubert. Eitel wurde er trotz seiner Erfolge allerdings nie, suchte auch als etablierter Sänger immer wieder Rat bei Nicole Fallien, die bis heute seine einzige Lehrerin ist.
Mittlerweile hat sich die Stimme von Philippe Jaroussky deutlich weiterentwickelt. Neben dem androgynen, manchmal fast virginalen Klangzauber der ersten Jahre hat sein Countertenor an Volumen und an Farben gewonnen, ist im Timbre etwas herber geworden. Auch, weil er sich vor einigen Jahren zu einem Sabbatical entschloss und dem Musikbetrieb für einige Monate den Rücken kehrte. »Ich wollte einige Dinge umstellen, aber ich hatte nie Zeit dafür«, erinnert er sich an diesen radikalen Schritt. »Die Technik braucht aber eine längere Pause, damit sich der Körper daran gewöhnen kann. Mit dem Ergebnis war ich sehr glücklich, denn die Mittellage meiner Stimme hat an Obertönen gewonnen und ist etwas reicher im Klang geworden.« Auch das ist Teil der Erfolgsformel von Philippe Jaroussky, dass er sich als Künstler stetig und bewusst weiterentwickelt hat. Mittlerweile, im für einen Countertenor bereits fortgeschrittenen Sängeralter, geht er den nächsten Schritt auf der künstlerischen Evolutionsleiter und macht seit einiger Zeit auch als Dirigent auf sich aufmerksam, ebenfalls mit einigem Erfolg.
Mit seinem aktuellen Projekt schlägt Philippe Jaroussky den Bogen aber noch einmal zurück zu seinen Anfängen als Countertenor. Denn das »Barock-Virus«, wie er es nennt, hat wieder zugeschlagen. »Wir Musiker sind fasziniert von der Idee, vergessene Werke zu finden, die seit Jahrhunderten in den Bibliotheken darauf warten, der Welt erneut präsentiert zu werden. Und genau das war das Ziel hinter einem meiner ersten Alben, welches ich dem Kastraten Giovanni Carestini gewidmet hatte.«

Insgesamt 16 solcher vergessenen Arien-Juwelen hat er nun für »Forgotten Arias« ausgegraben und gemeinsam mit dem Ensemble Le concert de la Loge unter Julien Chauvin aufgenommen. Es sind allesamt Weltersteinspielungen, die auf Texten von Pietro Metastasio basieren, dem meistvertonten Librettisten der Operngeschichte. Und so begegnen wir »La clemenza di Tito« einmal nicht in der Version von Mozart, sondern in der von Michelangelo Valentini, oder »L’Olimpiade« – das gelungenste Libretto von Metastasio, so Jaroussky – in der Fassung von Andrea Bernasconi statt den bekannteren von Vivaldi oder Pergolesi.
Vorangegangen war dem Projekt erneut eine musikalische Schatzsuche, die in mehreren Stadien verlief, so der Sänger: »Zu Beginn lese ich in Ruhe die Noten und mache mich mit dem Stück vertraut, bevor ich mich mit dem enthaltenen Gesang auseinandersetze. Und dann kommt die dritte Stufe, nämlich der Zeitpunkt, wenn ich das Stück zum ersten Mal mit Orchesterbegleitung singe – das ist oft ein sehr emotionaler Moment für mich!« Emotionale Momente dürfte es auch im Konzert geben, wenn die »Vergessenen Arien« des Spätbarock nach einem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf von der Stimme Jarousskys endlich wieder wachgeküsst werden.
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- Mitwirkende
- Mitwirkende
- Le Concert de la Loge
- Julien Chauvin Violine, Leitung
- Philippe Jaroussky Countertenor
- Programm
- Programm
- Johann Adolph Hasse Ouvertüre aus »Demofoonte«
- Johann Adolph Hasse ›Ma che vi fece oh stelle‹ – ›Sperai vicino il lido‹ Rezitativ und Arie des Timante aus »Demofoonte«
- Johann Adolph Hasse ›Misero pargoletto‹ Arie des Timante aus »Demofoonte«
- Johann Adolph Hasse Fuga a la breve aus Fuga et Adagio g-moll
- Leonardo Leo Ouvertüre zu »Catone in Utica«
- Michelangelo Valentini ›Se mai senti spirarti sul volto‹ Arie des Sesto aus »La clemenza di Tito«
- Tommaso Traetta ›Dove son che m’avenne?‹ – ›Gemo in un punto e fremo‹ Rezitativ und Arie aus »L’olimpiade«
- – Pause –
- Andrea Bernasconi ›Siam navi all’onde algenti‹ Arie des Aminta aus »L’olimpiade«
- Giovanni Battista Ferrandini ›Gelido in ogni vena‹ Arie des Cosroe aus »Siroe, re di Persia«
- Niccolò Jommelli Sinfonia periodica Es-Dur
- Johann Christian Bach ›Per quel paterno amplesso‹ Arie des Arbace aus »Artaserse«
- Niccolò Jommelli ›Fran cento affanni‹ Arie des Arbace aus »Artaserse«
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